Wir schlängeln uns mit dem Zug die Küste von Da Nang Richtung Hue entlang. Es soll eines der schönsten Zugstrecken des Landes sein. Und es ist tatsächlich so. Immer wieder öffnen sich neue Buchten mit türkisem Wasser vor uns. Die Böschungen sind mit grünen Schlingflanzen überwuchert deren weiße Blüten in der Sonne leuchten.
Delia und Reto konzentrieren sich derweil auf die Spielkonsolen, die sie für 60k Dong (gut 2€) am Bahnhof von Danang erstanden haben.
Hue war sitz der Nguyen-Dynastie und von 1802 bis 1945 Hauptstadt Vietnams. Mit nur 350.000 Einwohner geht es im Zentrum noch recht gemütlich daher.
Die Kaffekultur ist besonders ausgeprägt und man findet an jeder Ecke ein nettes Café.
Hier sitzt man an kleinen Holzschemeln und -tischen und schaut ganz in französischer Manier dem Treiben auf der Straße zu.
Auch im kleinsten Laden findet man noch eine glänzende Siebträger-Maschine. Die traditionellen Aufsätze für Kaffegläser, aus denen dicke schwarze Flüssigkeit langsam auf süße Kondensmilch tropft, sind selten geworden. Der vietnamesische Kaffe schmeckt hervorragend, die Schwierigkeit besteht darin, ihn nicht extrem süß serviert zu bekommen.
Früh an unserem ersten Morgen in Hue lassen wir uns auf der Straße Banh Mis mit Koriander und Ei einpacken und steigen ein privates Auto, welches einer der Brüder aus unserer Unterkunft fährt.
Da unsere vierwöchigen Visa ablaufen, machen wir uns auf eine dreistündige Fahrt nach LaoBao. Der nächstgelegene Grenzübergang zu Laos, an dem man als Ausländer ausreisen kann. Es ist eine schöne Fahrt zunächst durch sattgrüne Reisfelder. Dann arbeiten wir uns langsam durch Dschungel und Berge in die Höhe.
Zunächst brauchen wir einen Ausreise-Stempel von Vietnam. Der zuständige Officer bedeutet uns mit Geldscheinen, dass wir 100k Dong zahlen wollen. Das ignorieren wir, woraufhin er uns zu einem seiner Kollegen schickt, der unsere Pässe auch ohne Geld stempelt. Wir üb erqueren die Grenze nach Laos und füllen die Visaformulare aus. Unsere Dollarscheine für die Visagebühr von 45$ sind den Laoten nicht neu genug. Also lassen wir an einer ATM stattdessen laotische KIP raus. Mit den Eingangsstempeln nach Laos gehen wir zum nächsten Büdchen um gleich wieder auszureisen. Auch bei der erneuten Einreise nach Vietnam versucht man wider den 100k-Dong-Kniff. wir verweisen auf unsere vorher beantragten und bezahlten eVisa und kommen abermals ohne Schmiergeld zum Stempel. Nach ca.2h (auch Dank der Mittagspause der Laoten) ist unser Visa-Run erfolgriech abgeschlossen!
Nach weiteren drei Stunden Rückfahrt sind wir ganz schön fertig, aber zufrieden! Wir können weitere vier Wochen in Vietnam verbringen. Wir feiern bei leckerem Essen und schaffen noch eine Runde Billiard, bevor wir für heute den Heimweg antreten.
Die Straßen haben sich mittlerweile mit bunten Plastikhockern gefüllt und wir laufen durch ein Meer futternder Vietnamesen.
Wir schlafen solange es die dünnen Wände unseres Zimmers mitten in der Altstadt zulassen. Dann gönnen wir uns ein gesundes Frühstück!
Reto zieht die halbgesunde Varianten mit Bananen und Erdbeeren auf Schokoladenbrot vor.
Nach der Pflicht folgt die Kür und wir besuchen die Zitadelle von Hue. Die ehemalige Residenz des Kaisers wurde nach dem Vorbild der verbotenen Stadt in Peking errichtet.
Die Stadt in der Stadt wird von einer massiven Befestigungsanlage und einem Wassergraben umgeben.
Delia und Reto bringen die Kanonen in Stellung, falls die Chinesen mal wieder spontan nach Vietnam einmaschieren sollten.
In der Zitadelle bestaunen wir die kunsttvollen Bauwerke und beobachten große Fische unter den vielen Seerosen in den Wasserbecken.
Ein Modell zeigt die Größe der Kaiserresidenz. Die meisten Gebäude wurden leider während der Tet-Offensive im Februar 1968 zerstört. Da sich die nordvietnamesischen Truppen und Vietcong hier verschanzt hatten, wurde der Palast von den Amerikanern fast völlig zerbombt.
Wir erkunden also was übrig ist.
Und das ist immer noch genug um sich beinahe zu verlaufen. Zum Glück haben wir zwei Pfadfinder dabei, die mittlerweile auch schon gut mit Karten umgehen können (auch wenn keine Schätze darauf eingezeichnet sind;-).
Bevor es weiter geht müssen wir erstmal im Schatten verschnaufen. Dabei hilft Eis am Stiel.
Auch die Architektur erinnert schon stark an die chinesische. Die einzelnen Gebäude sind aber etwas gedrungener und mit eigenen Farben und Details ausgestaltet.
In einem der vielen Innenhöfe bewundern wir die riesigen bronzenen Urnen.
In der anschließenden Halle ist jedem der 13 Kaiser der Nguyen-Dynastie ein Schrein gewidmet. Reto und Delia stellen entgeistert fest, dass der jüngste Kaiser bereits mit zarten sieben Jahren den Thron bestiegen hat.
Unser letztes Frühstück in Hue. Wie üblich werden wir von neugierigen Einheimischen begeistert empfangen.
Jeder darf sich sein Essen aus den fertigen Gerichten im straßenseitigen Glaskasten selbst zusammenstellen. Point and Eat:-) Es schmeckt köstlich und die Teller sind schnell blitzeblank.
Nach drei Nächten fahren wir mit dem Bus durch tiefgrüne Reisfelder nach Norden. Unser nächstes Ziel sind die Höhlen von Phong Nha.