Wir verlassen Hanoi am frühen Morgen und erreichen Sapa nach 6h Busfahrt. Sapa liegt auf 1600m Höhe in den Bergen Nordvietnams und wurde 1922 von den Franzosen als Erholungsort gegründet.
Sapa liegt auf einem Bergkamm und ist durchzogen von steilen Straßen und Treppen. Von unserem Balkon aus beobachten wir das Treiben in den engen Gassen.
Die umliegenden Täler werden von den Schwarzen Hmong und den Roten Yao bewohnt und bestellt. Sie sind zwei Stämme der rund 50 ethnischen Minderheiten in Vietnam. Unser Zimmer ist geprägt von ihren bunten Textilien.
Auch in den Straßen geht es bunt zu.
Die gewebten Lampions sind das Dekorationselement der Wahl und sorgen abends für eine stimmungsvolle Beleuchtung.
Frauen der Schwarzen Hmong bieten ihre gewebten und bestickten Stoffe und Taschen auf den Treppen Sapas an.
Vor zehn Jahren war Sapa noch ein kleines Dorf. Seither hat es sich rasant zum Hotspot für vietnamesische Touristen entwickelt, die es gerne bequem mögen. Der „Palast“ markiert den Beginn der Seilbahn auf den Fansipan, den mit 3143m höchsten Berg Vietnams.
In den Straßen drängt sich Hostel an Hostel und im Erdgeschoss werden Maiskolben geröstet und Spanferkel gedreht.
Überall wird kräftig weiter gebaut und wir müssen aufpassen nicht unter die Räder der Bê-Tõng-Mischer zu kommen:-)
Um den zentralen See in Sapa reihen sich feudale Villen.
Wir wandern in die Richtung des Dörfchens CatCat das Tal hinunter und blicken von oben auf ein Meer von grün strahlenden Reisterrassen. An den Eingängen zu künstlichen, als Touristenattraktionen errichteten Dörfer werden stattliche Eintritte verlangt. Wir lehnen dankend ab und rasten zwischen den Reisfeldern, ehe wir den steilen Weg zurück per Taxi absolvieren.
Wir essen in einem kleinen Restaurant mit tollem Blick über das Tal und bereiten uns auf eine zweitägige Wanderung vor, die wir morgen früh beginnen werden.
Wir haben in unseren ersten Tagen in Sapa die Organisation Ethos aufgesucht. Die Vietnamesin Hua und der Engländer Phil bieten Community Based Tourism vor allem in Form von geführten Mehrtageswanderungen an. Der Erlöse geht dabei zum großen Teil an die Führerinnen und Gastfamilien. Darüber hinaus engagiert sich Ethos in verschiedensten Sozialprojekten um speziell Frauen und Kinder der Minderheiten Bildung zu ermöglichen.
Unserer Führerin My ist erst 21 Jahre alt, Schwarze Hmong und Mutter von zwei Kindern. Sie wuchs bei Hua und Phil auf und spricht daher sehr gut Englisch. My geht wunderbar auf die Delia und Reto ein und kann zu jeder Pflanze eine Geschichte erzählen.
Diese Blätter hier kann man mit etwas Übung auf die hohle Hand legen und durch geschicktes Draufschlagen laut knallen lassen.
Das fasziniert die Kids so, dass wir aufpassen müssen, dass sie nicht ins nächste wassergefüllte Reisfeld fallen. Und davon gibt es hier jede Menge.
Das übernächste Wasserloch ist bereits durch Wasserbüffel besetzt.
Wir folgen den schmalen Lehmstegen zwischen den Reisfeldern und balancieren über die verzweigten Wasserkanäle durch dichtes Grün.
Wir passieren eine kleine Häusergruppe und bestaunen die zum Trocknen aufgestellten Garben aus Hanf.
My zeigt uns, wie die Schale in mühevoller Kleinstarbeit von den Hanf-Stielen abgezogen wird.
Wir sehen einer alten Frau zu, wie Sie aus diesem Hanfgarn einen Faden spinnt, der später zu Stoff gewebt wird.
Am Wegesrand entdecken wir Indigo-Pflanzen. Reibt man die Blätter zwischen den Händen, sondern sie blaue Farbe ab, welche die Handflächen für Tage blau färbt.
Die Hmong weichen die Blätter in großen Tonnen ein, um so die Farbe für ihre Kleidung zu gewinnen.
Nach dem Färben trocknen die Stoffe in Sonne und Wind.
Wir überqueren einen Fluß und werden eine Weile von neugierigen Frauen begleitet, ehe wir am frühen Nachmittag zum Essen einkehren.
Dies müssen wir uns allerdings erst verdienen: Akribisch ziehen wir die harte Haut von Kürbisstengeln ab und entfernen die kleinen Ästchen aus den Kürbisblättern. Die Überbleibsel eines riesigen Blätterbergs werden mit viel Öl und Knoblauch im Wok über einem Holzfeuer gebraten und füllen danach noch zwei kleine Schüsseln.
Wir essen gemeinsam mit der ganzen Familie.
Neben dem Kürbisgrün gibt es gebratene Susu (ähnlich Zucchini), Tofu in Tomatensoße und Schweinefleisch mit Karotten und Zwiebeln. Für die Hmong ein Festessen. Ein gewöhnliches Essen besteht aus Reis, einem Gemüse und Chili.
Wir setzen unseren Weg durch die Reisfelder fort.
Die Kinder und My essen jungen Reis direkt aus den Ähren. Er schmeckt so ähnlich wie frisch vom Baum gefallene Walnüsse.
Trotz Lichtschutzfaktor 50 rötet sich unsere Haut so langsam in dieser Höhe. Auch dagegen schafft die Natur Abhilfe.
Wir wandern durch unglaublich schöne Landschaft.
Auch die Wasserbüffel geniessen die Aussicht.
My knüpft nebenbei ein Herz aus Farn für Delia…
…und ein vietnamesisches Pferdchen für Reto.
Ab und zu überholen wir einen Bauern mit Wasserbüffel.
Unsere Kondition neigt sich mit dem Tageslicht so langsam dem Ende zu.
Das hält Delia und Reto nicht davon ab, am Ziel noch ein wildes Fussballspiel mit My zu veranstalten.
Der Blick von unserer Hütte über das kleine Dorf ins Tal.
Am Abend werden die Pferde von den Weiden geholt.
Häuptling Reto hat alles im Griff…
…bis die Wasserbüffel nach Hause kommen.
Die Sonne steht schon sehr niedrig…
…und versinkt kurz danach hinter den Bergen. Rosiges Dämmerlicht legt sich über unser Tal.
Drinnen bereiten wir mit unserer Gastfamilie Frühlingsrollen zu. Diese werden in einer Pfanne mit viel Öl über einem Holzfeuer frittiert.
Unser Bettenlager für diese Nacht.
Am frühen Morgen finden wir My bereits stickend vor der Nachbarhütte. Delia und Reto üben sich in Asiatenhocke.
Zurück aufs Feld.
Entenküken zu verkaufen.
Jede Familie hier besitzt eine Vielzahl von Tieren. Neben Wasserbüffeln und Schweinen sind auch immer mehrere Hunde dabei.
Abschiedsfoto nach dem Frühstück.
Unser zweiter Trekking-Tag beginnt mit einem steilen Aufstieg. Die Frauen des Dorfes kommen bereits zum dritten Mal mit Feuerholz zurück.
My zeigt uns verschiedene, essbare Pflanzen und Wurzeln.
Im grünen Dickicht finden wir auch wilden Kardamon, der uns schon im Essen begegnet ist.
My und eine Tochter unserer Gastfamilie bahnen uns mit Macheten den Weg über einen zugewachsenen Pfad. Wir müssen uns regelmäßig von Blutegeln befreien, die unsere Schuhe und Socken hochklettern.
Der Weg abwärts führt uns durch einen dichten Bambuswald.
Nach einigen Stunden erreichen wir wieder das offene Tal.
Wir kehren bei unserer dritten und letzten Gastfamilie ein und werden ein letztes Mal bewirtet.
Delia und Nadja nutzen das Taxi um den Weg zu unserem Pickup-Point abzukürzen.
Mit dem Auto brauchen wir eine Stunde um zurück in die Zivilisation zu gelangen, nachdem wir zwei Tage keinen einzigen Ausländer gesehen haben. Reto ist stolz, dass er auf Mys Schoss sitzen darf. Die Wanderung war eine phantastische Erfahrung und sicher eines der ganz besonderen Erlebnisse auf dieser Reise.
Als Workout wandern wir am nächsten Tag durch Sapa und erkunden die Markthalle.
Neben Macheten und Hackebeilen gibt es auch Trophäen zu entdecken.
Wir probieren und kaufen das getrocknete Wasserbüffelfleisch.
Während Delia und Reto sich darüber hermachen wandern wir durch das Labyrinth von bunten Textilien. Nachdem wir den gesamten Herstellungsprozess kennengelernt haben und wissen, wieviel Arbeit in den Kleidungsstücken steckt, sehen wir diese mit anderen Augen.
Ein einfaches Restaurant in der Markthalle. Das Ambiente und die Hüten erinnern stark an Südamerika.
Auch kulinarisch gibt es einige Parallelen.
Nur Hunde essen sie in Südamerika nicht. Wir sind im Herzen Südostasiens angekommen!
Vor der Markthalle wird Fisch direkt aus einem Pickup verkauft. Schleim tropft von der Ladefläche.
In Vogelkäfigen werden bunte Singvögel angeboten.
Unsere Zeit in Vietnam geht nach fast zwei Monaten zu Ende. Die letzten Tage verbringen wir in einer Unterkunft talabwärts von Sapa.
Wir wandern und schwimmen im Pool mit Aussicht auf die Reisfelder…
…und geniessen nochmal die Facetten des vietnamesischen Essens.
Uns hat Vietnam wieder wahnsinnig gut gefallen. Es ist unheimlich abwechselungsreich und dabei auch sehr unterschiedlich zu den anderen südostasiatischen Ländern. Das Essen ist großartig (vor allem, wenn man Supppe mag;-) und wenn man sich auf die Menschen einlässt wird man mit tollen Begegnungen belohnt: Mot, Hai, Ba – Yo! (1, 2, 3, Prost!)
Unser letzter Abend in den vietnamesischen Bergen. Morgen fahren wir mit dem Bus zurück Richtung Hanoi um nach Chiang Mai im Norden Thailands zu fliegen!