Und wieder einmal ist es Zeit für eine Expedition durch China. Dieses Mal soll es der Süden werden. Statt Nadja begleitet mich diesmal Jens, der zwei Wochen auf Chinabesuch ist. Nach ein paar Tagen Shanghai geht es mit dem Nachtzug nach Guilin in Guangxi. Die Karstfelsen sind eine chinesischen Touristenattraktionen der ersten Stunde. Weniger bekannt sind die alten Dörfer und endlosen Reisterrassen im Norden von Guangxi. In Fujian wollen wir den Hakka Rundhäusern nachspüren und uns in Xiamen auf die Spuren der kolonialen Vergangenheit begeben.


Eine Fahrt mit dem Nachtzug gehört zu jeder anständigen Chinareise. Nachdem wir durch die schier unendlichen Suburbs von Shanghai gerollt sind sehen wir mit ein paar Bier, Erdnüssen, und getrockneten Chilifischchen den Gelagen im Speisewagen zu. Das Rattern des Zugs lullt uns ein und zwanzig Stunden später ziehen die ersten Felsnadeln an unseren Betten vorbei. Wir wandern um den Shan Lake in Guilin und nehmen dann den Bus nach Yangshuo.

Yangshuo liegt zwei Stunden weiter südlich am Li River, ist genauso touristisch wie Guilin aber sehr viel kleiner und gemütlicher. Wir suchen uns eine Unterkunft mit Dachterrasse und Flussblick.

Die Weststreet in Yangshuo. Und immer die Berge im Hintergrund.

„Klein“ ist ja relativ und in China relativer. Nachdem wir einen der Felsen nahe der Busstation erklimmen, sehen wir, wo sich die 300.000 Einwohner verstecken.

Nachdem es in Shanghai schon viel geregnet hat setzt sich unser Pech mit dem Wetter fort. wir leihen uns Fahrräder und müssen uns alle paar Kilometer für eine Stunde unterstellen. Zumindest finden wir dabei eine urige Kaschemme mit 20 marodierenden Arbeitern und solidem gebratenen Reis. Auf der Suche nach dem Yulong River wird es immer ländlicher.

Rein statistisch müsste eigentlich jeder Chinese mindestens mehrere Millionen mal am Tag fotografiert werden. Dieser hier wohl nicht, er wollte sofort seinen Wasserbüffel auf uns hetzen.

Als es gegen 13:00 Uhr endlich aufhört zu regnen fahren wir durch eine fantastische, tiefgrüne und nebelverhangene Wildnis.

Bis wir den ersten Sammelpunkt für Touristen erreichen. Hier werden sie in Scharen mit Bussen angekarrt um mit Bambusflössen den Fluss hinunter zu treiben. Wir schachern um des Schacherns willen ein bisschen mit einem Fährmann bis er uns samt Fahrräder auf die einsame Seite des Flusses stakt.

Vier Stunden radeln, tatsächlich meist allein und über schlammige Wege. Aber am Ziel ist schon jemand vor uns.

Das Kormoranfischen, bei dem den dressierten Vögeln die Hälse zugebunden werden, damit sie die gefangenen Fische nicht verschlucken können wird heute vor allem als Touristenattraktion betrieben.

Am nächsten Tag sind wir schlauer und treiben uns am verregneten Vormittag auf dem Markt von Fuli herum, bevor wir unsere vierstündige Wanderung entlang des Li Rivers starten.

Die meisten Touristen lassen sich bequem auf den Booten den Fluss runter schippern. Somit sind wir praktisch alleine auf den Pfaden entlang des Ufers unterwegs. Die letzten Kilometer lassen wir uns von einem Bambusfloß schippern um den letzten Bus zurück nach Yangshuo zu erwischen.

Der Wochenmarkt in Fuli. Von Gemüse über Tupperware und Heilkräuter ist alles zu haben.

Ein Schirm gepaart mit der Chinesenhocke ist noch immer das beste Mittel gegen den Regen.

Von Vogelgrippe oder H7N9 hat man hier noch nichts gehört.

Hundefleisch ist eine Spezialität in Guangxi. Während diesem hier das Fell abgezogen wird nebenan ein ganzer aus einem riesigen Kessel gefischt.

Wir nehmen den Bus zurück nach Guilin und von dort weiter nach Dazhai. Reisterrassen bedecken die steilen Hänge soweit das Auge reicht und darin liegen wunderbare, (überwiegend) alte Dörfer mit den typischen, chinesischen Holzhäusern.

Lanndwirtschaft und vor allem harte, körperliche Arbeit stehen hier im Lebensmittelpunkt.

Die Einwohner gehören verschiedenen ethnischen Minderheiten. Die Yao, Dong und Zhuang tragen ihre eigenen Trachten und die Kleinkinder nach wie vor bevorzugt auf dem Rücken. Die Nähe zu den Bergvölkern Südostasiens ist unverkennbar.

Ein paar Worte Chinesisch erchliessen schnell neue Freundschaften. Guten Stoff hat er da in seinem Pfeiffchen.

Da wir vor haben morgen durch die Berge zu einem der anderen Dörfer zu wandern haben wir unsere Rucksäcke dabei. Es geht es immer weiter bergauf…

…und bergauf. Aber dafür wird es auch immer einsamer und schöner.

Ein Blick zurück.

Am höchsten Punkt finden wir unser Quartier für die Nacht in einem der Holzhäuser. Rechtzeitig um in den letzten Sonnenstrahlen zu sitzen ehe der Planet hinter den Bergkuppen verschwindet.

Ausnahmsweise ein vernünftiges Bier: Importiertes Beer Lao! Und wir trinken auf gute Freunde…

Die Aussicht beim Geburtstagsfrühstück am nächsten Morgen. Es gibt Nudelsuppe. Dann verschwinden wir, bevor jemand merkt, dass die Klospülung ausgefallen ist.

Der Plan immer entlang der Höhenlinien zu wandern klappt nur sehr bedingt. Es geht ständig auf und ab.

Die Muttis in ihren Trachten sind es gewohnt und lassen nichts unversucht um unsere Rucksäcke in ihre Körbe zu bekommen. Aber wir bleiben standhaft!

Konchenarbeit im Reisfeld. Wer keinen Wasserbüffel hat spannt sich eben selbst vor den Pflug.

Panorama

Nach ein paar Stunden erreichen wir unser Ziel: Pingan, auch eingeschlossen von Reisterrassen.

Schade, dass noch nicht alle Felder mit Wasser gefüllt sind, dann muss diese Landschaft noch bombastischer aussehen.

Another job well done! Oder: Noch einen Schritt zurück.

Bevor wir von Gulin in die Küstenstadt Xiamen fliegen treiben wir uns noch einen Abend auf den Essensmärkten rum und sind wie üblich beliebte Fotomotive.

Auf dem Weg von Xiamen nach Liulian bleiben wir in Longyan hängen. Wir finden eine einfache Unterkunft und essen auf der Strasse. Neben uns werden Riesenfrösche erst durch schlagen auf den Boden oder die Waschbeckenkante (daher die Spritzer an der Wand) exekutiert, bevor sie in den Wok kommen. Beim nächsten Knall ist einer unserer vollen Tischnachbarn vom Stuhl gekippt. Am nächsten Tag geht es weiter ins Land der Hakka.

Der Ausblick von unserem Balkon auf eines der Tulou, von der Hakka Minderheit aus Lehm gebaute Rundhäuser.

Schon im vierten Jahrhundert begannen die Hakka diese Bauwerke zum Schutz vor Überfällen und wilden Tieren zu errichten. Daher die nur schießschartenartigen Fensterchen nach außen. Ungefähr 30.000(!) existieren noch, die ältesten ein Jahrtausend alt.

Ein Tulou konnte einen ganzen Clan beherbergen. Die größten haben mehr als 400 Räume und wurden von bis zu 1000 Menschen bewohnt.

Im Innenhof befinden sich neben den Kochstellen oft Tempel und Gemeinschaftsbauten.

Die Bauweise ist absolut einzigartig und die größeren Exemplare sehen fast aus wie Arenen.

Auch heute sind noch sehr viele Tulous bewohnt. Die abseits, nicht für Touristenaugen gedacht liegenden sind allerdings oft halb verfallen und total verottet.

Zurück in der Zivilisation: Xiamen, einer der wichtigsten Häfen Chinas. Hier ist mir bei der Reiseplanung ein schwergewichtiger Fehler unterlaufen: Ich wusste nicht, dass die Chinesen VOR dem 1.Mai, dem Tag der Arbeit schon Urlaub haben.

Zwei Tage absolutes Hauen und Stechen, hier bei der Überfahrt auf die ehemalige Kolonialenklave Gulang Yu, ein Inselchen vor Xiamen im südchinesischen Meer.

Ohne die Menschenmassen wären die engen Gassen zwischen den alten Villen sicherlich sehr atmosphärisch gewesen. So wiederum hat Jens zumindest einen authentischen Chinaurlaub;-)

Früh am Morgen, ehe die Lemminge einfallen.

In den Gassen von Gulang Yu.

Mi, Pi, Wi und Li sind auch da.

„Strandidylle“ auf Gulang Yu.

Der Vorteil des Hochbetriebs ist, dass auf kulinarischer Ebene einiges geboten wird. Von der einfachen Stick-Frau…

…über allerlei Meeresfrüchten vom Grill…

…bis zu exotischen Köstlichkeiten wie Riesenmuscheln oder Krakenarmen.

Dumplings in allen Formen und Farben dürfen natürlich nie fehlen!

Nachschub naht. Vor der Kulisse Xiamens auf dem Festland.

Die nicht so gehypte Altstadt auf dem Festland hat uns fast besser gefallen. Die alten, verfallenen Straßenzüge erinnern mit ihren bröckelnden Rundbögen ein wenig an Yangoon.

Einen Ausflug zu einem der Stadtstrände konnten wir uns natürlich nicht verkneifen. Gut erschlossen durch die nahe gelegenen Autobahnen!

Die eignen sich aber doch prima um drunter die Essensstände aufzuschlagen.

Fotofinish!